40 Jahre Maserati Khamsin, 14.-17. Juni 2012.

khamsin-quaranta-1Alle Maseratis sind besondere Fahrzeuge, aber der Khamsin ist unter den besonderen der ganz besondere, hat er doch einige Technologien, die keinesfalls italienischen Ursprungs sind, sondern aus Frankreich stammen. In den Jahren, in denen der Khamsin entstand, war Citroën Eigentümer von Maserati. Und die Ingenieure von Maserati bedienten sich gerne aus dem großen Repertoires, der Hydrauliken bei Mutter Citroën.

So entstand ein technisch sehr ungewöhnliches GT-Fahrzeug, das sich heutzutage, wie einem kürzlich veröffentlichten Test zu entnehmen war, für die modernen Tester wie ein modernes Fahrzeug fährt und keinesfalls, wie es vor 40 Jahren der Fall war, durch zu leichte Lenkung und überstarke Bremsen den Tester verwirrte, der es in den frühen Siebzigern gewohnt war, dass sich ein GT wie ein Truck fuhr, bei dem man Oberarme wie Popeye und Waden wie Schwarzenegger brauchen konnte.

Dazu kommt ein Karosseriedesign, das, von Designmaestro Marcello Gandini entworfen, so ziemlich alles auf den Kopf stellte, was man derzeit gewohnt war. Eine kantige Keilform, ein Heckabschluss aus Glas und, für mich besonders wichtig, nicht die damals typisch italienische Sitzposition eines Äffchens am Lenkrad, sondern genug Platz für einen Mann von 1,90 m.

Unter der Haube brummt der bewährte 4,9-l-Motor, das ZF-Fünfganggetriebe schaltet sich wie Butter, die Kupplung kann auch eine zarte Frau bedienen und die Lenkung ist, wenn man sich einmal an Direktheit und automatische Rückstellung gewöhnt hat, ein Traum und führt zu einer außergewöhnlichen Langstreckentauglichkeit des Fahrzeugs, das außerdem auch bei hohen Geschwindigkeiten kaum Windgeräusche hat. So muss ein echter Gran Tourismo laufen. Der geneigte Leser sieht, ich schätze mein Fahrzeug ganz außerordentlich, und so war es Pflicht und Freude, dem Ruf Marc Sonnerys zu folgen und die Fahrt in das schöne Burgund anzutreten.

Marc Sonnery ist ein Journalist, der sich mit dem Modell Khamsin und ganz allgemein der Marke Maserati besonders intensiv befasst hat und auskennt. Derzeit schreibt er an einem Buch über Maserati – die Citroën-Jahre. Das Buch soll noch in diesem Jahr erscheinen. Er hatte die Idee, 40 Jahre Khamsin gebührend zu feiern und organisierte mit seinem englischen Partner Doug Blair das Fest, zu dem immerhin 27 Fahrzeuge aus ganz Europa erschienen sind. Die Deutschen Khamsinista erschienen zahl- reich und so fanden sich El Presidente Reiner Seume mit #328, Gerhard Arlt mit #46, Hartmut Arens mit seinem sehr frühen #014, Timo Grünewalder in seiner Neuerwerbung #058 und Rolf Schiemenz in seinem #394, sowie Ihr Autor Rolf Versen im schwarzen #404 zum Treffen ein. Mark Evert war mit seinem #104 angemeldet, musste aber stattdessen mit dem Ghibli anreisen, da der Khamsin leider nicht rechtzeitig fertig war.

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Der Prototyp, frisch restauriert, wird enthüllt.

Am Donnerstagnachmittag kamen wir im Chateau Gilly, in Vougeot im Burgund, an und mit uns viele andere, so dass am Abend schon 20 Fahrzeuge vor dem Schloss auf dem Parkplatz standen und der Blick aus unserem Zimmer auf eine attraktive Reihe von Khamsin-Hinterteilen fiel. Die noch fehlenden zehn Autos wurden im Laufe des nächsten Tages erwartet und am Abend gab es eine der Örtlichkeit angemessene Champagnerparty zur Begrüßung mit Speeches, Häppchen und dann ein köstliches Abendessen.

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück begann die gemeinsame Ausfahrt durch das Burgund und auf wunderschön geschwungenen kleinen Sträßchen erreichten wir zu Mittag das Kloster Fontenay, in dem es zuerst eine kompetente Führung gab, und danach einen Lunch im Park unter Hunderte von Jahren alten Bäumen. Eine magische Umgebung. Nach dem Essen fuhren wir weiter durch diese liebliche Landschaft bei herrlichstem Sonnenschein.

Wenn man schon mal im Burgund ist, ist natürlich ein Besuch bei Pommard Pflicht. Nachdem alle die Fahrzeuge auf dem gepflasterten Innenhof malerisch gruppiert hatten, gab es eine Führung durch die Weinkeller, eine Weinprobe und die Möglichkeit einzukaufen. Auch die Kunstab- teilung mit teilweise überlebensgroßen Figuren von Salvador Dali ist bemerkenswert. Alles was hier steht, kann man käuflich erwerben. Bei der Rückkehr ins Chateau Gilly waren mittlerweile die noch ausstehenden Teilnehmer angekommen und es präsentierte sich ein herrliches Feld von 27 Fahrzeugen.
Jetzt war Zeit für eine Ruhepause und dann ging es mit dem Bus nach Beaune. Im Innenhof des Hospizes stand ein Fahrzeug unter einer Abdeckung. Aber zuerst erhielten wir eine eindrucksvolle Führung durch das perfekt restaurierte Hospiz, das ursprünglich ein Krankenhaus für die einfachen Bürger war, die sich nicht leisten konnten, aus eigener Tasche eine ärztliche Behandlung zu bezahlen. Zurück im Innenhof wurde das geheimnisvolle Fahrzeug nach der Begrüßung durch Marc von ihm und Marcello Gandini aufgedeckt. Es war der Khamsin Nummer „Uno“, der Prototyp! Frisch restauriert aus Holland gerade angekommen war er umringt von interessierten Khamsinista. Jeder wollte ein Blick auf den Ur-Khamsin werfen, der tatsächlich sowohl innen als auch außen in vielen Details deutliche Unterschiede zum Serienfahrzeug aufweist.

Ein sensationelles Auto

Ein sensationelles Auto

Nachdem wir bereits durch die hervorragenden Häppchen gesättigt gewesen waren, ging es dennoch in den ersten Stock des Hospizes, wo uns in einem Speisesaal ein ausgiebiges Dinner erwartete. Total verwöhnt und von den köstlichen Weinen der Region angenehm beschwippst, tra- ten wir die Heimreise an und fielen erschöpft ins weiche Bett. Der Sams- tag begrüßte uns wiederum mit herrlichem Sonnenschein und nach dem Frühstück fuhr die Gruppe von den nunmehr 27 Autos zum Schloss von Savigny les Beaune. In diesem Schloss aus dem 13. Jahrhundert verkauft der Schlossherr nicht nur seinen bekannten Wein, sondern zeigt auch eine eindrucksvolle Sammlung von historischen Motorrädern, die wirklich einen Besuch wert ist.

Geht man einige 100 m weiter am Schloss entlang, kommt eine unglaub- liche Überraschung. In einem großen Park mitten zwischen den Weinbergen bietet sich eine breite, umfangreiche Sammlung von historischen Jagdflugzeugen. Vom ersten Düsenjäger nach dem Krieg bis zu aktuellen Modellen steht hier alles, was den Liebhaber von Kampfflugzeugen begeistern kann. Gegen Mittag waren wir zurück im Schloss Gilly und arrangierten unsere Autos nach den Wünschen von Marc und Doug im Park vor dem Haus. Extra aus Modena angereist kamen Fabio Collina und Ermanno Cozza zum Concours de Elegance und fungierten als Richter über 27 Khamsin …

Ermanno ist die Autorität was klassische Maseratis anbetrifft und der Historiker des Werkes, Fabio, ist sein Nachfolger und auf dem besten Wege, nicht minder kompetent zu sein. Die beiden gingen ans Werk und jedes Auto wurde intensiv untersucht und auf Originalität und Veränderungen untersucht, wobei jede Kleinigkeit notiert wurde. Es gab natürlich mehrere Auswahlkriterien, zum Beispiel die weitgehende Originalität oder die Perfektion der Restaurierung. Am Abend nach dem Dinner würden wir mehr wissen. Der Tag verging sehr entspannt mit guten Gesprächen, einem leichten Lunch und diversen leichten Getränken im Park des Schlosses. Marcello Gandini signierte so manches Fahrzeug an den verschiedensten Lokationen – manche bevorzugten das Glasheck, manche die Steppfutter auf den Innenkotflügeln oder den Luftfilter und andere Handschuhkastendeckel oder Sonnenblenden.

Für den Abend hatte Marc zum Galadinner in den großen Saal des Hotels geladen. Eva und ich hatten das Vergnügen, am Tisch mit Marcello Gandini, seiner Frau Claudia und seiner Tochter Marzia zu sitzen. Der Abend verging rasch mit angenehmen Gesprächen bei wie gewohnt köstlichem Essen und feinen Burgunder Weinen. Zwischen den Speisen wurden diverse Teilnehmer geehrt, zum Beispiel für umfangrei- che Hilfe bei den Vorbereitungen des Events oder für die beste Restaurierung eines Khamsins.

Wir hatten die Freude, den Preis für das am meisten originale Fahrzeug zu erhalten. #404 hat sich sichtlich gefreut, als ich ihr am nächsten Mor- gen den Preis auf die Kühlerhaube stellte und begeisterte uns daraufhin einmal mehr mit einer sehr angenehmen Heimfahrt, die wieder einmal bewies, was für ein hervorragender GT doch so ein Khamsin ist.

Khamsin Quaranta 2012 wird uns in bester Erinnerung bleiben und die nächste Reise ins Burgund ist schon geplant. Vielen Dank an Marc und Doug, die sich so viel Mühe gemacht haben, ein hervorragendes Event zu organisieren.

Rolf Versen

 

Quaranta Khamsin

 

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  • 004 Khamsin gold/dark orange 008 Khamsin dark blue/tan
  • 014 Khamsin white/white 016 Khamsin grey/tan 058 Khamsin blue/tan
  • 066 Khamsin dark blue/brown 160 Khamsin dark blue/cream 180 Khamsin dark blue/brown 232 Khamsin green/tan
  • 234 Khamsin dark green/black 254 Khamsin silver/black
  • 270 Khamsin white black/?? 328 Khamsin silver/black
  • 338 Khamsin silver/black 341 Khamsin marrone/? 346 Khamsin black/brown 351 Khamsin Bordeaux/tan 380 Khamsin red/tan
  • 389 Khamsin red/black WWL 394 Khamsin dark blue/tan 404 Khamsin dark grey/black 409 Khamsin red/tan
  • 433 Khamsin silver/tan
  • 1030 Khamsin spider light blue/blue 1082 Khamsin silver/cream
  • 1298 Khamsin red/tan
  • ???? Khamsin red/cream
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